Im letzten Jahrzehnt gelang es Wissenschaftlern herauszufinden, dass die Blockade eines Schlüsselregulators des Immunsystems die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers entfesselt und sie zur Bekämpfung von Krebszellen aktiviert, was eine neue Ära der Krebs-gerichteten Immuntherapien einläutete. Nun haben Forscher der Universität Yale entdeckt, dass die Beeinträchtigung eines ähnlichen Regulators die schädlichen Angriffe auf Haut und Organe verursacht, die Kennzeichen der Autoimmunkrankheit Lupus sind. Die Studie wurde am 11. Dezember in der Zeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht.

Das Immunsystem verfügt über eine Reihe von Regulatoren, die dafür sorgen, dass es sich nicht gegen Strukturen des eigenen Körpers wendet. Die Yale-Forscher fanden heraus, dass Mäuse, denen ein solcher Regulator namens PD-1H fehlt, spontan Symptome entwickelten, die bei zwei unterschiedlichen Formen des Lupus vorkommen – systemischer Lupus, bei dem das Immunsystem mehrere Organe angreift, und kutaner Lupus, der durch ausgeprägte Hautdeformationen gekennzeichnet ist. Das Molekül scheint dabei selektiv zu sein, da es zwar die Entstehung von Lupus-Symptomen hemmt, aber bei mehreren anderen Autoimmunerkrankungen nicht die gleiche Wirkung hat.

PD-1H ist molekular verwandt mit dem bekannteren PD-1 Molekül, das ebenfalls hilft, eine überschüssige Immunantwort zu unterdrücken. Lieping Chen, Arbeitsgruppenleiter der Studie, war bereits maßgeblich in die Entwicklung von Hemmstoffen für PD-1 involviert, die dafür sorgen, das T-Zellen zu Attacken gegen bestimmte Formen von Krebs animiert werden. Diverse Arbeitsgruppen haben bereits versucht, auch PD-1H Hemmer als Krebstherapie zu etablieren - bislang erfolglos.

Bei Menschen mit Lupus könnte die Funktion von PD-1H entscheidend für die Krankheitsaktivität sein, da eine fehlerhafte oder fehlende Funktion des Moleküls das Immunsystem zu Angriffen gegen Haut und die inneren Organe verleitet. Lupus-Patienten haben derzeit nur sehr begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Die Autoren der Studie vermuten, dass ein neuartiger Ansatz, die so genannte Proteinfusion, PD-1H nachahmen und so helfen könnte, das Immunsystem zu kontrollieren und die Krankheit zu bekämpfen.

Die Forschung wurde hauptsächlich von Boehringer Ingelheim, das PD-1H als potenzielle Krebsbehandlung untersucht hatte, und von einer Stiftung von United Technologies finanziert.

Quelle: https://www.news-medical.net/news/20191211/Yale-scientists-flip-the-script-on-novel-cancer-therapy-to-find-new-insights-into-lupus.aspx