Forscher des Karolinska Institutet in Schweden haben den Wirkmechanismus eines Medikaments zur Behandlung von Multipler Sklerose untersucht. Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurden, zeigen, dass dessen Wirkmechanismus Zellen im angeborenen Immunsystem beeinflusst und dass es einen unerwarteten Zusammenhang zwischen therapeutischem Effekt und einer Zunahme der Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies gibt.
Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Die Tablette Tecfidera (Dimethylfumarat, DMF) wurde vor einigen Jahren zur Behandlung zugelassen, aber der genaue Wirkmechanismus des Medikaments ist noch nicht vollständig verstanden. Forscher des Karolinska Institutet haben die Wechselwirkungen in einer aktuellen Studie nun genauer untersucht.
Nach der Analyse von Blutproben von über 580 MS-Patienten, die mit diesem speziellen Medikament behandelt wurden, und der anschließenden 6 bis 24-monatigen Überwachung fanden die Forscher heraus, dass es kurz nach Beginn des Therapieschemas Veränderungen in den Monozyten der Patienten auftraten, die einen Teil des angeborenen Immunsystems darstellen. Die Monozyten zeigten dabei eine erhöhte Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und die subsequente Aktivierung von Genen, die mit "oxidativem Stress" verbunden sind.
Die Patienten in der Studie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob sie auf die Behandlung ansprachen oder nicht. Durch die weiteren Untersuchungen wurde deutlich, dass bei den Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, die Produktion von ROS durch die Monozyten nachhaltig gesteigert war. Patienten mit einer spezifischen genetischen Variation in einem Gen namens NOX3 hatten ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit, auf die Behandlung zu reagieren. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die hohe Anzahl der ROS und das oxidative Milieu gutartige Effekte sind, die Einfluss auf die Aktivität der krankheitsbestimmenden T-Zellen nehmen. Weiterhin könnten Monozyten künftig Auskunft darüber geben, wie gut ein Patient auf eine spätere Behandlung anspricht.
Gleichzeitig könnten die Ergebnisse der Studie die allgemeine Sicht auf den Stellenwert von Antioxidatien - Substanzen, die oxidativen Stress verhindern können, indem sie ROS einfangen - bei autoimmunen Therapien grundlegend verändern. Viele Menschen glauben, dass sie positive Auswirkungen auf eine Reihe von Krankheiten haben, trotz teilweise widersprüchlicher Studienlage.