Die multiple Sklerose (MS) ist eine autoimmune, chronisch-entzündliche neurologische Erkrankung mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Während für die MS momentan über 17 krankheitsmodifizierende Therapien zugelassen sind, ist es bis dato nicht möglich, den Krankheitsverlauf ultimativ zu stoppen.
Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat die Struktur eines regulatorischen Komplexes aufgedeckt, der sowohl am Stoffwechsel als auch an der Freisetzung von Zytokinen durch das Immunsystem beteiligt ist. Nun besteht Hoffnung, dass die Erkenntnisse genutzt werden können, um eine wirksame Behandlung gegen Lupus zu entwickeln. Die Studie wurde am 29. Mai 2019 in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht.
Die Forscher untersuchten zunächst eine Familie von Proteinen namens BRCA, die am Krankheitsmechanismus von Brust-, Eierstock-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs beteiligt sind. BRCA-Proteine haben die Aufgabe, beschädigte DNA in diesen Zellen zu reparieren. Dafür interagieren sie mit einem Komplex von Molekülen namens BRISC.
Die Forscher stellten bald fest, dass die entsprechende Reparatursequenz Ähnlichkeiten mit den Kaskaden der Immunsignalregulierung hat und beide gemeinsame Akteure aufweisen. Das Enzym Serin Hydroxymethyltransferase 2 (SHMT2) ist ein wesentlicher Bestandteil der DNA-Reparaturfunktion von BRCA1, verbindet sich aber auch mit dem BRISC-Komplex zur Regulierung der Immunantwort. Die Forscher fanden heraus, dass die SHMT2-BRISC-Interaktion die Freisetzung von Zytokinen aus Immunzellen fördert.
SHMT2 verhindert den Zugang zur aktiven Stelle des Brisc-Komplexes und hemmt so dessen Aktivität. Dadurch wird die BRISC-Aktivierung so eingeschränkt, dass in nur entzündlichen Herdgeschehen wirkt und eine Immunhyperaktivierung unter normalen Umständen verhindert.
Medikamente, die Mutationen an diesen SHMT2-BRISC-Bindungsstellen induzieren könnten, sind daher interessante neue Entwicklungsziele bei der Suche nach neuen Therapien für Autoimmunerkrankungen. So sei es ein Ziel der Forscher, Medikamente zu finden, welche auf BRISC abzielen, um beispielsweise Lupuspatienten zu helfen, erhöhte Interferonspiegel zu senken.
Quelle: https://www.news-medical.net/news/20190531/Scientific-discovery-may-lead-to-a-treatment-for-lupus.aspx