Die Rasmussen-Enzephalitis ist eine seltene, autoimmun bedingte Entzündung der Großhirnrinde, die vor allem im Kindesalter diagnostiziert wird. Die Krankheit ist durch das Auftreten von epileptischen Anfällen gekennzeichnet, wobei sie im fortgeschrittenen Verlauf zu schweren Hirnschäden führen kann. Bislang existieren keine eindeutigen Therapieempfehlungen bezüglich einer Behandlung.
Forschern der Universität Genf und der Genfer Universitätskliniken unter er Leitung von Dr. Doron Merkler ist es nun gelungen, mögliche zugrundeliegende Auslöser der Entzündung genauer zu beschreiben. Sie fanden heraus, dass Nervenzellen (Neurone), die ursprünglich ausschließlich als Ziel autoimmuner Angriffe angesehen wurden, tatsächlich selbst zu ihrer eigenen Bekämpfung durch das Immunsystem beitragen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Cell“ veröffentlicht.
Bei einer Immunreaktion durch sogenannte CD8-positive Lymphozyten, die gegen virale Infektionen gerichtet ist, sendet das Neuron zum eigenen Schutz ein chemisches Signal aus, das in manchen Fällen jedoch fälschlicherweise sogenannte Phagozyten, „Fresszellen“, aktiviert, die daraufhin die funktionellen Verknüpfungen (Synapsen) zwischen den Nervenzellen schädigen. Auch die CD-8+ Lymphozyten geben bei diesen Vorgängen Signalmoleküle ab, die vom Neuron über einen Rezeptor und eine innerzelluläre Signalkaskade verarbeitet werden. Allerdings führte dies in den hier beschriebenen Untersuchungen zu einer weiteren Aktivierung von Phagozyten und die schadhafte Reaktion an den Synapsen wurde verstärkt.
Ein ähnlicher fehlgeleiteter Signalmechanismus konnte nun in den Biopsien von 20 Patienten mit Rasmussen-Enzephalitis nachgewiesen werden, wobei der Mechanismus für weitere Formen der Hirnentzündung relevant sein könnte.
In einem Mausmodell haben die Wissenschaftler darüber hinaus zeigen können, dass eine pharmazeutische oder gentechnisch herbeigeführte Blockade des intrazellulär verantwortlichen STAT1-CCL2 Signalwegs zu einer verminderten Schädigung der Synapsen und einer besseren Krankheitskontrolle beitrug.
Die Forscher müssen nun mit anderen Institutionen zusammenarbeiten, um die Entwicklung einer möglichen Behandlung voranzutreiben und die notwendigen klinischen Studien durchzuführen, eine schwierige Aufgabe bei solch seltenen Krankheiten. Nichts desto trotz könnte eine erfolgreiche Behandlungsstrategie auch Potential für die Therapie anderer entzündlicher Hirnkrankheiten, wie zum Beispiel der multiplen Sklerose, bieten.