Eine neuartige Substanz, die von Wissenschaftlern der Oregon Health & Science University entwickelt wurde, könnte die Hüllstrukturen von Nervenzellen in Hirn und Rückenmark vor entzündlichen Schäden bewahren. Der Wirkstoff könnte einen präventiven bzw. mildernden Effekt auf Verläufe der Multiplen Sklerose (MS) haben.
Die fetthaltige Ummantelung der Nervenzellen in Hirn und Rückenmark, das sogenannte Myelin, verantwortet die Hochgeschwindigkeit-Leitfähigkeit unseres Nervensystems. Beeinträchtigungen dieser Struktur führen, je nach Ort der Schädigung, z.B. zu Sehstörungen, Bewegungseinschränkungen, Gefühlsstörungen oder kognitiven Einschränkungen.
Der Wirkstoff Sobetirome konnte bereits in früheren Forschungsarbeiten beweisen, dass er die Aktivität Myelin-bildender Nervenzellen (Oligodendrozyten) anregen kann. Die Substanz wirkt dabei ähnlich wie das Schilddrüsenhormon, von dem die stimulierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem (ZNS) bereits bekannt ist. Den Forschern gelang es bereits, Sobetirome in Mäusegehirnen anzureichern, wodurch bestehende Schäden am Myelin teilweise wieder behoben („remyelinisiert“) werden konnten.
In der aktuellen Arbeit erprobten die Forscher die Substanz im MS-Mausmodell. Sobetirome konnte dabei Schäden am Myelin sogar vorbeugen, was wahrscheinlich auf die erhöhte Grundaktivität der Oligodendrozyten zurückzuführen ist. Zudem war die entzündliche Aktivität von Mikroglia (Immunzellen des ZNS) verringert, die bei der MS ebenfalls eine entscheidende pathophysiologische Rolle spielen könnten.
Sollte sich die Wirksamkeit von Sobetirome in klinischen Studien mit MS-Patienten bestätigen, könnten wohl besonders Menschen in frühen Stadien der Erkrankung profitieren.
Quelle: https://news.ohsu.edu/2021/01/13/study-suggests-compound-protects-myelin-nerve-fibers