Eine aktuelle Publikation liefert neue und unerwartete Erkenntnisse darüber, warum sich beim Lupus erythematodes die Symptomlast unter der Einwirkung von UV-Licht verschlechtern könnte. Die Arbeit ging aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Geisel School of Medicine Dartmouth und der University of Washington hervor und wurde jüngst im renommierten Journal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
Der Lupus erythematodes ist eine rätselhafte autoimmune Erkrankung und führt an verschiedensten Organen und Körpergeweben zu teils schwerwiegenden Entzündungen. Er gilt damit als „Chamäleon der Medizin“, da es keine einheitlichen Verläufe gibt, weshalb die Erkrankung auch besonders schwierig zu diagnostizieren ist.
Frühere Studien konnten nachweisen, dass die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts bei bis zu 80% der Lupus-Patienten Entzündungen provozieren kann. Zumeist ist dabei direkt die Haut betroffen, doch daneben kann sich die Entzündung auch an der Niere manifestieren (sog. „Lupus-Nephritis“). Auf welcher pathophysiologischen Grundlage dies geschieht, ist bislang nicht hinreichend verstanden.
Die Amerikaner haben deshalb die Rolle der neutrophilen Granulozyten in diesem Entzündungsprozess genauer untersucht. Die Abwehrzellen sind reichlich im Blut vorhanden und in der frühen Phase von Entzündungen oft entscheidend beteiligt, vor allem im Bindegewebe, wie z.B. der Haut. Tatsächlich konnten die Wissenschaftler zeigen, dass neutrophile Granulozyten in das UV-exponierte Hautgewebe von Labormäusen einwanderten. Doch darüber hinaus gelang es Ihnen, eine bestimmte Untergruppe dieser Zellen anschließend auch im Nierengewebe nachzuweisen und zwar, nachdem diese zuvor die Haut infiltriert hatten. Die Entdeckung ist vor allem deshalb ungewöhnlich, da von neutrophilen Granulozyten bislang angenommen wurde, eine kurze Lebensspanne zu haben und am Ort der Entzündung zugrunde zu gehen.
Eine einzelne Exposition gegenüber UV-Licht konnte auch bei gesunden Tieren schadhafte entzündungsassoziierte Prozesse, z.B. eine kurzfristige Proteinurie, hervorrufen - wenn auch subklinisch, also mit schadlosen reversiblen Verläufen. Doch gerade vor dem Hintergrund der entzündlichen Grundaktivität, die beim Lupus vorherrscht, könnte genau dieser Stimulus bei Patienten den entscheidenden Schub auslösen, der letztendlich zur manifesten Nierenerkrankung führt.