Forscher der Pritzker School of Molecular Engineering der Universität Chicago haben eine neue Therapieform für die Behandlung der Multiplen Sklerose entworfen, indem sie ein Zytokin an ein Blutprotein gebunden haben. Die Kombination konnte im Mausmodell verhindern, dass schadhafte Immunzellen ins Zentralnervensystem (ZNS) der Tiere vordringen. Zudem konnte die Zahl bestimmter T-Helferzellen (Th-Zellen) verringert werden, die zur Entstehung der MS beitragen, was zu einer geringeren Symptomlast führte.
Die meisten Immunzellen schützen den Körper vor Krankheit, doch bei MS-Patienten infiltrieren autoreaktive Immunzellen das ZNS und verursachen Schaden. In jüngsten Studien konnte gezeigt werden, dass Th17-Zellen nach ihrer Aktivierung in lymphatischen Geweben ins Hirn und Rückenmark wandern und dort eine wesentliche Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Verschiedene Medikamente sind darauf ausgerichtet, diese Zellen in Lymphknoten zu halten um ihre Migration zu verhindern, doch diese Medikamente können schwerwiegende Nebenwirkungen aufweisen.
Interleukin-4 (IL-4), ein antiinflammatorisches Zytokin, kann die Aktivierung von Th17 Zellen unterdrücken, was vielversprechende Effekte verspricht. Um es als Therapie zu nutzen, mussten die Wissenschaftler eine Möglichkeit finden, IL-4 im lymphatischen Gewebe anzusiedeln. Also verbanden sie es mit einem Blutprotein (Albumin) und injizierten es in Mäuse, bei denen experimentell ein MS-ähnlicher Zustand hervorgerufen wurde. Die Forscher konnten herausfinden, dass an Albumin gebundenes IL-4 in den lymphatischen Organen verblieb. Dadurch wanderten weniger Th17-Zellen ins Rückenmark, was zu einer geringeren Symptomatik bei den Versuchstieren führte.
Die Forscher konnten zudem nachweisen, dass die Therapie auch vor dem Einsetzen der MS bei vielen Tieren einen präventiven Effekt hatte. Das Medikament soll nach Wunsch der Wissenschaftler zügig im Humanversuch geteset werden. Zukünftig könnte der Wirkstoff dann womöglich mittels Injektor-Pen injiziert werden.