Das Online-Medium „The Conversation“ widmete einen Artikel der Wissenschaftlerinnen Melissa-Grant Peters und Calliope Athina Dendrou kürzlich der Frage, ob ein bestimmtes Gen, das mit zahlreichen Autoimmunerkrankungen assoziiert werden kann, den Weg für einen revolutionären Therapieansatz ebnen könnte.
In den letzten Jahren zeigten Studien, dass diversen Autoimmunerkrankungen ein bestimmtes genetisches Merkmal zugrunde liegt: ein Gen mit namens TYK2. Dieses Gen wurde bisher mit über 20 Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Multiple Sklerose, Diabetes Typ 1, Rheumatoide Arthritis, Lupus und Psoriasis.
TYK2 spielt eine entscheidende Rolle in der Regulation der Aktivität des Immunsystems, ist dabei in seiner Ausprägung aber stark abhängig von sogenannten „Genvarianten“. Eine Genvariante ist eine leicht veränderte Form des Gens, von denen für TYK2 mehrere beschrieben sind. So gibt es Varianten, durch die das das Immunsystem schwächer aktiviert wird oder Varianten, bei denen das Immunsystem überaktiviert wird. Letztere Varianten, die das Immunsystem überstimulieren, können das Risiko für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen drastisch steigern, wohingegen bei schwächeren Ausprägungen mehr als 20 verschiedene Autoimmunerkrankungen vermindert auftreten.
Ein Team von Forschern der Universität Princeton aus den Vereinigten Staaten hat vor wenigen Jahren ein experimentelles Medikament namens BMS-986165 entwickelt, das die TYK2-Funktion blockiert. Nach Versuchen an menschlichen Blutzellen konnte bereits im Tierversuch gezeigt werden, dass ein schützender Effekt für Mäuse gegenüber verschiedenen Autoimmunerkrankungen besteht, was vor allem durch die Reduktion der Zahl von autoreaktiven Immunzellen begründet wurde. Nach den positiven Ergebnissen folgte eine klinische Studie mit Psoriasis-Erkrankten, wobei bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten die Größe der Hauterscheinungen und die Krankheitsschwere reduziert werden konnte.
Das Medikament BMS-986165 und die besondere Relevanz des TYK2 Gens für die Entstehung anderer Autoimmunerkrankungen könnten folglich einen neuen Weg für zukünftige Behandlungen aufzeigen.