Ein neu entdeckter Antikörper, der im Zusammenhang mit schweren, neurologischen Autoimmunerkrankungen bei Kindern steht, könnte zu einer schnelleren Diagnose und verbesserten Behandlung der Erkrankten führen.
Forscher identifizierten den Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG)-Antikörper in einer Studie, die 535 Kinder mit Demyelinisierungsstörungen des Zentralnervensystems (ZNS) und mit Enzephalitis umfasste.
MOG-Antikörper schädigen die sogenannte Myelinscheide, eine Schutzhülle aus Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark, und beeinträchtigen somit die Reizweiterleitung über neuronale Verbindungen. Forschungsergebnisse der letzten 10 Jahre weisen darauf hin, dass mehrere demyelinisierende Krankheiten mit dem MOG-Antikörper assoziiert sind, und dass betroffene Patienten häufig gut auf eine Immuntherapie ansprechen.
Von den 116 Kindern, die positiv auf MOG-Antikörper getestet und daraufhin mittels Immuntherapie behandelt wurden, erfuhren 85% eine vollständige oder fast vollständige Genesung, wie die Forscher am 10. Februar in der Zeitschrift The Lancet Neurology berichteten.
Die Ergebnisse deuten laut der Autoren darauf hin, dass der MOG-Antikörper mit mehr neurologischen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht werden kann, als bisher angenommen, z.B. den Neuromyelitis optica-Spektrum-Störungen oder der Autoimmun-Enzephalitis. Diese Gruppe von ZNS-Erkrankungen ähnelt in ihrer Symptomatik der Multiplen Sklerose, was die korrekte Diagnosestellung häufig erschwert.
Eine korrekte und frühe Diagnose, z.B. durch einen Test auf den MOG-Antikörper, könnte den Weg für eine Behandlung demyelinisierender Erkrankungen bei Kindern durch Immunsuppressiva ebnen und einer Behandlung mit MS-spezifischen Medikamenten, die womöglich unwirksam wären, vorbeugen.