Wissenschaftler des Cincinnati Children's Hospital Medical Center beschreiben in Nature Immunology einen neuen molekularen Prozess, der in Mäusen eine durch T-Zellen bestimmte Entzündung auslöst und in verschiedenen Autoimmunerkrankungen eine Schlüsselrolle spielt.
Seit etwa zehn Jahren verbinden Wissenschaftler und Ärzte das Protein IL-1b (Zytokin Interleukin-1 beta), das normalerweise als Stimulator zur Abwehr gegen Mikroorganismen dient, mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen. Medikamente und Antikörper, die IL-1b blockieren, werden derzeit zur Symptomkontrolle bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen eingesetzt.
Aber bis zur aktuellen Studie war nicht bekannt, wie IL-1b im Körper gebildet wird, insbesondere bei Autoimmunität. Dies behindert die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen Autoimmunerkrankungen ein, so die Forscher.
Früher dachte man, dass die IL-1b-Produktion die Aktivierung einer Gruppe von Proteinmolekülen des Immunsystems erfordert, den sogenannten „Inflammasomen“. Es zeigte sich jedoch, dass die Inflammasomen, die als eine Art Sensor die Aktivierung von Entzündungsprozessen initiieren, sogenannte „autoentzündliche“ Erkrankungen hervorrufen, die sich von Autoimmunerkrankungen unterscheiden.
Die Wissenschaftler fanden nun heraus, dass anstelle der Inflammasomen ein anderer molekularer Pfad die Entzündung während der Autoimmunität anregt. Die Wissenschaftler entdeckten in ihren Mausmodellen, dass autoreaktive T-Zellen, Makrophagen und dendritische Zellen des Immunsystems im Zusammenspiel mit zwei anderen Moleküle - TNF (Tumor-Nekrose-Faktor) und FasL (Fas-Ligand) - übermäßig große Mengen IL-1b produzieren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass IL-1b auf diese Weise auch ohne Infektion hergestellt werden kann und dass autoreaktve T-Zellen die Haupttreiber von IL-1b in autoimmunen Umgebungen sind.
Die Studie impliziert zudem, dass Medikamente, die auf die IL-1b Produktion durch Inflammasomen abzielen, in ihrer Wirksamkeit bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen begrenzt sein dürften, da autoreaktive T-Zellen über unabhängige Mechanismen verfügen, um eine Entzündung voranzutreiben.
Die Forscher betonen, dass die gezielte Beeinflussung des TNF- und FasL-Weges der IL-1b-Produktion wahrscheinlich eine wirksamere Methode zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten beim Menschen darstellt.
Quelle:
https://www.eurekalert.org/pub_releases/2019-12/cchm-ran121619.php