IGG-4-assoziierte Erkrankungen sind momentan unheilbare Autoimmunstörungen, die weltweit Millionen von Patienten betreffen. Studien konnten zeigen, dass T-Zellen als Bestandteil des Immunsystems und das Immunglobulin IgG-4 ursächliche Faktoren sind, aber auf welche Weise diese zum Ausbruch der Erkrankung beitragen war bislang unbekannt. Wissenschaftler der Tokyo University of Science haben die Interaktion der beiden Proteine nun genauer erforscht und können in einer aktuellen Studie Perspektiven für mögliche Therapien aufzeigen.
IGG-4-assoziierte Erkrankungen sind durch das Einwandern von Plasmazellen, die das Immunglobulin IgG-4 produzieren, in Körpergewebe charakterisiert, was irreversible Schäden in verschiedenen Organen hervorruft. Frühere Studien konnten zeigen, dass das Zusammenspiel von T-Zellen mit IGG-4 eine Schlüsselrolle im Ausbruch der Erkrankung spielt. Eine bestimmte Art der T-Zellen, sogenannte zytotoxische T-Lymphozyten (CTLs), konnten zahlreich zusammen mit IgG-4 in entzündetem Bauchspeicheldrüsengewebe von Patienten mit IGG-4-assoziierter Pankreatitis nachgewiesen werden. Doch bislang war die genaue Rolle der CTLs im Krankheitsgeschehen nur unzureichend verstanden.
Eine Studie japanischer Wissenschaftler, die im Fachblatt International Immunology veröffentlicht wurde, liefert nun mögliche Erklärungen für die zugrundeliegende Pathophysiologie. In ihrer Arbeit befasste sich die Arbeitsgruppe mit Mäusen, die genetisch so manipuliert wurden, damit sie Ovalbumin, den Hauptbestandteil des Hühnereiweißes, in ihren Bauchspeicheldrüsen produzierten. Daraufhin injezierten die Forscher IgG-4-Immunglobuline, die spezifisch auf das Ovalbumin in den Mäusen abgerichtet waren. Doch anstatt die Bauchspeicheldrüse attackieren, verursachten die IGG-4-Immunglobuline keinerlei Entzündungen oder Symptome, wie sie bei IGG-4-assoziierten Erkrankungen vorkommen. Diese Erkenntnis veranlasste die Forscher zu der Annahme, das IgG-4 nicht alleine als Ursache der IgG-4-assoziierten Erkrankungen in Frage kommt.
Als sie daraufhin Ovalbumin-spezifisches IgG-4 zusammen mit CTLs in die Blutbahn der Mäuse injezierten, traten Gewebsschäden und Entzündungen im Bauchspeicheldrüsengewebe der Tiere auf. Weitere Untersuchungen ergaben, dass eine Variante der T-Zellen, die als follikuläre T-Zellen bzw "TFH Zellen“ bekannt sind und sich aus den natürlichen T-Zellen der Mäuse entwickelten, autoreaktive Antikörper produzierten, die in Kombination mit den CTL eine Entzündung verursachten.
Nachdem nun die Beziehung der verschiedenen „Player“ im Krankheitsprozess besser verstanden war, schlugen die Forscher vor, dass die Janus-Kinase (JAK) als mögliches Ziel für eine medikamentöse Intervention anbieten könnte. JAK ist Bestandteil des intrazellulären JAK-STAT Signalwegs, der essenziell für die Konversion von natürlichen T-Zellen in TFH Zellen ist. Falls so eine Konversion normaler T-Zellen gehemmt werden könnte, so könnte möglicherweise auch das schadhafte Potential der CTL eingedämmt werden.
Obwohl dieser und weitere aus der Studie abgeleitete Therapieansätze noch besser erforscht werden müssen, könnten sie dazu beitragen, das Leben von Millionen von Patienten mit IgG-4-assoziierten Erkrankungen weltweit zu verbessern.
Quelle: https://www.tus.ac.jp/en/mediarelations/archive/20191219001.html