Wissenschaftler des Indiana Biosciences Research Institute Diabetes Centers (USA) schlagen eine neure Herangehensweise an die Erforschung autoimmuner Erkrankungen vor und empfehlen, für die Exploration neuer Therapien künftig Immunsystem UND betroffenes Gewebe gemeinsam zu betrachten.
Die häufigsten Autoimmunerkrankungen (Diabetes Typ-1, Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Multiple Sklerose (MS), Rheumatoide Arthritis (RA)) teilen sich wesentliche genetische Risikofaktoren und pathophysiologische Mechanismen. Neue Studien legen nahe, dass die Zielgewebe der Erkrankungen weniger eine „Opferrolle“ einnehmen, sondern die Entzündung und Gewebszerstörung teilweise aktiv beschleunigen. Das Team Direktor Decio L. Eizirik vermutet, dass unabhängig von der Art der Autoimmunerkrankung ähnliche Mechanismen der Gewebszerstörung im betroffenen Gewebe losgetreten werden. Sollte es möglich sein, Gemeinsamkeiten in der gewebsspezifischen Pathophysiologie zu entdecken, könnte es möglich sein, Medikamente zu entwickeln, die unabhängig von der Entität der Autoimmunerkrankung wirksam sind, was die Behandlung dieser verheerenden Erkrankungen revolutionieren würde.
Um ihre Hypothese auf die Probe zu stellen, analysierte das Forscherteam die genetischen Profile verschiedener affektierter Gewebe der oben beschriebenen Autoimmunerkrankungen. Besonders das Gen der Tyrosinkinase-2 (TYK2), welche als Enzym in den Interferon-Signalweg integriert ist, zeigte unabhängig vom Gewebstyp eine hohe Aktivität und geriet in den Fokus der Untersuchungen.
Tyrosinkinase-Inhibitoren zeigten sich bereits wirksam in der Therapie von Autoimmunerkrankungen. Die Forscher versuchten deshalb exemplarisch herauszufinden, ob diese Medikamente auch β-Zellen der Bauchspeicheldrüse vor der zerstörerischen Attacke durch das eigene Immunsystem schützen. Der Versuch gelang. Das Ergebnis unterstreicht die Wichtigkeit der postulierten Herangehensweise der Forscher, künftig die pathophysiologischen Eigenschaften der Zielgewebe in die Erforschung neuartiger Therapien mit einzubeziehen.
Quelle: https://medicalxpress.com/news/2021-01-approach-autoimmune-diseases.html