Für Patientinnen, die vom Spektrum der interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) betroffen sind, stellt der Kinderwunsch eine oft hohe Hürde dar. Viele Patientinnen sorgen sich um den Erfolg der Schwangerschaft und um ihre eigene Gesundheit. Bislang ist die Datenlage zu dieser Thematik dünn, da Studien oft nur mit wenigen Patientinnen konzipiert wurden und dabei uneindeutige Ergebnisse lieferten. Amerikanische Forscher haben deshalb in einer größeren retrospektiven Arbeit (69 Patientinnen, 94 Schwangerschaften) versucht, die Risiken, welche die interstitiellen Lungenerkrankungen für Schwangerschaftsverläufe mit sich bringen, zu erfassen.
Hierzu sichteten die Wissenschaftler Daten aus dem Register des „Duke University Health System“ zwischen 1996 und 2019 und filterten die Fälle von Patientinnen, die eine Schwangerschaft durchlaufen haben, nachdem sie zuvor die Diagnose ILD (sekundär zu einer Autoimmunerkrankung) erhalten haben. Die Schwere der Verläufe wurde danach anhand von bestimmten Vitalparametern klassifiziert, die als Messgrößen der Lungenfunktion gelten.
70% der Schwangerschaften resultierten in Lebendgeburten und 10% der Schwangerschaften wurden abgebrochen. Das Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie, bei der es zu lebensgefährlich hohen Blutdrücken und Wassereinlagerungen bei der Mutter kommt, lag bei 15% (in der Normalbevölkerung 3-5% bei Erstgebärenden). Das Risiko für eine Komplikation aus dem Spektrum Präeklampsie, Frühgeburt vor der 36. Schwangerschaftswoche (SSW), SGA („small for gestational age“) bzw. Fehlgeburt lag mit 35% ebenfalls recht hoch. Allerdings wurden keine mütterlichen Todesfälle verzeichnet und bei nur 2 Schwangerschaften waren intensivpflichtige Maßnahmen erforderlich (Auszug, die vollständigen Ergebnisse sind in der Publikation ersichtlich).
Das Risiko für die Entwicklung einer Schwangerschaftskomplikation ist bei Patientinnen mit ILD demnach signifikant erhöht. Die Wissenschaftler vermuten anhand ihrer Daten, dass das dieses Risiko mit zunehmender Krankheitsschwere steigt. Die Chance für die Mutter, während der Schwangerschaft zu versterben, ist dabei jedoch relativ gering. Patientinnen, die an ILD leiden, sind deshalb prinzipiell für Schwangerschaften geeignet, sollten sich aber einer besonders strengen medizinischen Überwachung vor, während und nach der Schwangerschaft unterziehen.
Quelle: https://acrabstracts.org/abstract/pregnancy-outcomes-in-patients-with-interstitial-lung-disease/