Eine neue Studie amerikanischer Forscher hat gezeigt, dass zirkulierende Autoantikörper die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) bei Patienten mit einer SARS-CoV-2 Infektion begünstigen können. Derartige Autoantikörper verstärken im Rahmen der Virusinfektion das Auftreten lebensgefährlicher Komplikationen, wie z.B. des akuten Lungenversagens (ARDS), wobei mikroskopisch kleine Gerinnsel den Blutfluss stören und so zu einer Einschränkung des Gasaustausches führen.
Vergleichbare Autoantikörper waren bislang vor allem beim Antiphospholipidsyndrom beobachtet worden; eine Autoimmunerkrankung, die auf eine ähnliche Weise mit thrombotischen Ereignissen vergesellschaftet ist. Die Vergleichbarkeit zur SARS-CoV-2 Infektion kam für die Forscher überraschend. Sie vermuten, dass die Autoantikörper im selbstverstärkenden „Teufelskreis“ aus Entzündung und Blutgerinnung, wie er für schwere Krankheitsverläufe typisch ist, eine besondere Rolle spielen.
Das Blut von hospitalisierten „Corona-Infizierten“ wurde auf insgesamt acht Typen der Antiphospholipid-Antikörper untersucht. Die Hälfte der Patienten wies dabei mindestens einen der Autoantikörper auf. Erhöhte Antikörper-Level waren mit der Aktivierung von neutrophilen Granulozyten und einer verstärkten Blutgerinnung assoziiert. Als man einige der Antikörper nach aufwändiger Gewinnung in die Blutbahn von Labormäusen injizierte, kam es bei den Tieren ebenfalls zur Aktivierung von neutrophilen Granulozyten und zu erhöhten Thromboseraten.
Alles in allem deuten die Ergebnisse an, dass die umschriebenen Autoantikörper einen vielversprechenden Angriffspunkt für die Behandlung von schweren SARS-CoV-2 Verläufen darstellen könnten. Die Wissenschaftler bringen als Therapiemöglichkeit die sogenannte „Plasmapherese“ ins Spiel, die bereits bei schweren Verläufen von Autoimmunerkrankungen angewendet wird und bei der die schadhaften Autoantikörper maschinell aus dem Blutplasma herausgefiltert werden.
Die Arbeitsgruppe will nun herausfinden, warum es bei der SARS-CoV-2 Infektion überhaupt zur Bildung derartiger Autoantikörper kommt, um so weitere therapeutische Ansatzpunkte zu schaffen.
Quelle: https://labblog.uofmhealth.org/lab-report/new-cause-of-covid-19-blood-clots-identified