Bei schweren Verläufen einer SARS-CoV-2 Infektion konnten amerikanische Forscher der Emory-Universität eine überschießede Aktivierung von Immunzellen beobachten, so wie sie auch bei der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes vorkommt. Die Ergebnisse (publiziert in Nature Immunology) könnten helfen, Patientin mit einer SARS-CoV-2 Infektion zu identifizieren, die von einer immunsuppressiven Therapie profitieren. Zugleich könnten die Ergebnisse Hinweise darauf liefern, warum manche Menschen reichlich Antikörper gegen das Virus produzieren, aber dennoch schlechte klinische Verläufe aufweisen.

Die Forscher stießen bei ihren Untersuchungen wie bereits andere zuvor auf das Phänomen, dass eine hohe entzündliche Aktivität bei COVID-19 die Bildung von Keimzentren in Lymphknoten beeinträchtigt, in denen Antikörper-produzierende B-Zellen auf ihre Ziele abgerichtet werden. Hierbei konnten sie jedoch nachweisen, dass die Aktivierung von B-Zellen extrafollikulär, also außerhalb der Lymphknoten, vollzogen wird – was sie auf ähnliche Weise auch bei symptomatischen Patienten mit Lupus erythematodes beobachteten.

Beim Lupus kommt es dazu, dass B-Zellen auf eine ungewöhnliche Weise aktiviert werden und so die üblichen „Sicherheitsmaßnahmen“ des Körpers umgehen, die die Aktivität dieser Zellen regulieren. Das führt dabei in manchen Fällen zur Produktion von Autoantikörpern, die sich gegen die Strukturen des eigenen Körpers richten und dann die klassischen Symptome des Lupus (Müdigkeit, Hautausschläge, Gelenkschmerzen, Nierenschäden) hervorrufen. Ob die COVID-19 Infektion auf eine ähnliche Weise die Produktion von Autoantikörpern hervorrufen kann (s.o.), wird momentan vom selben Team noch erforscht. Eine solche Erkenntnis hätte erhebliche Konsequenzen, beispielsweise wäre es denkbar, dass Autoimmunerkrankungen als Spätfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion in Erscheinung treten.

Die Erkenntnisse der Forscher könnten zur Debatte beitragen, ob COVID-19 Erkrankten immunsuppressive Medikamente gegeben werden sollten (z.B. Dexamethason oder Tocilizumab (Anti-IL-6-Antikörper)). Biomarker, die auf dysregulierte Immunantworten hinweisen (so wie sie die Wissenschaftler beobachtet haben), wären hilfreich dabei, geeignete Patienten für solche Therapien zu identifizieren.

Quelle: https://news.emory.edu/stories/2020/10/severe_covid_resembles_lupus/index.html