Eine aktuelle Arbeit von Forschern des Hospital for Special Surgery (HSS) aus den USA, welche im Journal „Science Immunology“ publiziert wurde, konzentriert sich auf ein bestimmtes Molekül des lymphatischen Systems, welches eine mögliche Rolle bei autoimmunen Erkrankungen spielen könnte.

Lymphatische Gewebe umfassen beispielsweise die Tonsillen (Gaumenmandeln), die Milz sowie unsere Lymphknoten und besitzen eine vergleichbare feingewebliche Struktur. Von lymphatischen Gewebezellen (sog. Fibroblasten) wurde lange angenommen, dass sie ausschließlich für die Schaffung eines Residuums für Immunzellen ausgerichtet sind, aber neuste Erkenntnisse zeigen, dass sie zudem eine aktive Rolle in der Gestaltung der Immunantwort spielen, und verschiedene Fibroblasten-Populationen haben hierbei individuelle Rollen.

Die Autoren konnten nachweisen, dass eine bestimmte Fibroblasten-Population, die in der Nähe von Antikörper-bildenden Immunzellen (Plasmazellen) angesiedelt ist, ein Molekül namens CCL2 auf ihrer Zelloberfläche präsentiert. Nachdem die Wissenschaftler diese Gegebenheit näher untersuchten, konnten sie zeigen, dass CCL2 die Stärke der Plasmazell-Immunantwort über die Beeinflussung von Intermediärformen reguliert. 

Von CCL2 war ursprünglich bekannt, das es entzündungsfördernd wirkt, so dass die Autoren über diese Erkenntnis sehr überrascht waren. Sie betonen, wie viele verschiedene Funktionen ein bestimmtes Molekül in einem verschiedenartigen Kontext innehaben kann.

Die Erkenntnis, das Plasmazellen von bestimmten Fibroblasten-Populationen kontrolliert werden, könnte dazu beitragen, Autoimmunerkrankungen besser zu verstehen, da Plasmazellen durch die Produktion von Antikörpern eine entscheidende Rolle in der Pathophysiologie der Autoimmunität spielen. 

Die pharmakologische Manipulation von Fibroblasten könnte demnach auch neuartige therapeutische Ansatzpunkte schaffen. Da das Immunsystem eine ubiquitäre Rolle im Körper spielt, könnte dieses Prinzip aber auch für andere Bereiche therapeutisch nutzbar gemacht werden, beispielsweise für die Heilung von Muskelverletzungen, die Behandlung von Krebserkrankungen oder die Therapie von Infektionskrankheiten.

Quelle: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-03/hfss-sfm032020.php