Zahlreiche Studien belegen bereits, dass das Coronavirus durch eine „Überaktivierung“ zu einer massiven Dysregulation des Immunsystems führen kann. Dabei verändert sich auch die Anzahl und die Qualität von Autoantikörpern, die im Körper normalerweise konstante Level aufweisen. Abnorm erhöhte Autoantikörper-Spiegel zeigen in vielen Fällen eine entstehenden Autoimmunerkrankung an und können sich negativ auf Entzündungsgeschehen auswirken.
Noch immer ist die genaue Charakterisierung von SARS-CoV-2 induzierten Autoantikörper lückenhaft. Eine Studie verschiedener internationaler Arbeitsgruppen liefert bislang die umfassendste „Kartographie“. Die Forscher beschreiben dabei detailliert, wie sich mit steigender Krankheitsschwere ein zunehmend disruptiver Einfluss auf das Autoantikörperprofil durchsetzt – mit dem Ergebnis erhöhter Autoimmunität durch einen Verlust der Selbsttorelanz. Mitunter traten in ihren Analysen gehäuft Antikörper auf, die sich direkt gegen Immunzellen richteten oder charakteristisch bei verschiedensten Autoimmunerkrankungen nachgewiesen werden können (z.B. antinukleäre Antikörper (ANAs)). Vor allem bei älteren Patienten über 60 Jahren waren die Effekte besonders ausgeprägt.
Möglicherweise könnten Autoantikörper künftig als Biomarker herangezogen werden, um den Verlauf einer COVID-19 Erkrankung zu prognostizieren. Zudem könnten anhand der Ergebnisse therapeutische Ansatzpunkte (z.B. gegen Long-COVID) geschaffen werden.
Quelle: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.02.17.22271057v1